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Der Weg der Verwandlung


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Mut, man selbst zu sein

In der Kindheit begann es. Es gab Momente, in denen ich träumte und fantasierte, wer ich sein möchte. Wie jedes Kind eiferte ich anderen nach, aber oft wurde ich missverstanden. Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt oder zu viel gewollt. Doch tief in mir wollte ich nur eines: gefallen. Ich sehnte mich nach der Liebe, die ich von meiner Urgroßmutter kannte – bedingungslos und ehrlich, frei von Erwartungen.

Ich war ein Kind voller Fantasie, und diese Fantasie war mein Zufluchtsort. Sie erlaubte mir, Dinge zu sehen, die andere übersahen, und Träume zu weben, die ich in die Realität umsetzen wollte. Doch oft scheiterte ich daran.

Ein Beispiel? Als ich aus meiner Heimatstadt in Thüringen wegziehen musste, weil meine Mutter nach Berlin wollte, hinterließ ich meine geliebte Uroma. Ich hatte keine Wahl. In der Übergangszeit lebten wir in Biesenthal, einer kleinen Stadt vor den Toren Berlins, bis wir eine Wohnung fanden. Es war die Zeit des Mauerfalls, eine Zeit des Umbruchs – auch für mich.

Als ich in meiner neuen Klasse ankam, wurde ich nicht freundlich empfangen. Das brachte mich zu meinem Lieblingsfilm, Pippi Langstrumpf. Pippi, die Außenseiterin, fand ihren Weg, indem sie Kinder mit ihrem Gold und Süßigkeiten beschenkte. Also dachte ich, ich könnte es genauso machen. Ich kaufte meinen Klassenkameraden Lego und verschenkte es. Aber anstatt Freunde zu finden, standen Eltern vor unserer Tür, die die Geschenke zurückbrachten. Ihre Blicke sagten alles. Es wurde schlimmer – in der Schule und zu Hause.

Von da an lernte ich, dass Sensibilität nicht gewollt war und Schwäche bestraft wurde. Du hattest zwei Optionen: verstecken oder kämpfen. Und so spielte ich eine Rolle, um zu überleben. Diese Rolle spielte ich so lange, bis sie mich auffraß.

Von da an begann ein dunkler Abschnitt in meinem Leben, der mich an meine Grenzen brachte. Mein Körper rebellierte gegen all die unterdrückten Emotionen, die ich jahrelang nicht zulassen wollte. Ich bekam Panikattacken, die immer schlimmer wurden. Es gab Tage, an denen ich mich mehrfach übergeben musste, ohne dass ich wusste, warum. Ich konnte nicht mehr normal einkaufen gehen, mich unter Menschen bewegen oder am Alltag teilnehmen. Alles fühlte sich überwältigend an. Ich musste mit dem Taxi zur Arbeit und zurückfahren, weil ich die Kraft nicht hatte, selbst Bus oder Bahn zu nehmen. Ich hatte kein Leben mehr.

Das war der Punkt, an dem ich erkennen musste: So kann es nicht weitergehen. Doch der Weg, sich selbst zu finden, ist nicht nur eine Entscheidung – es ist ein Prozess, der Mut, Arbeit und vor allem Ehrlichkeit erfordert. Es reicht nicht, sich selbst zu suchen; man muss sich auch erlauben, man selbst zu sein. Und genau das war das Schwerste.

Ich musste mich meinen Problemen und Schwächen ehrlich stellen. Es war schmerzhaft, all die Schichten der Rollen, die ich gespielt hatte, abzulegen. Es bedeutete, mir selbst zu verzeihen – für die Fehler, die ich gemacht hatte, für die Schwächen, die ich nicht wahrhaben wollte, und für die Lügen, die ich mir selbst und anderen erzählt hatte. Aber genau in diesem Prozess liegt die Wahrheit: Erst wenn man sich selbst ehrlich annimmt, mit allem, was dazugehört – den guten und den weniger schönen Seiten – kann man anfangen, ein echtes Leben zu führen.

Heute bin ich an einem Punkt, an dem ich nicht nur weiß, wer ich bin, sondern auch wer ich sein will. Ich habe gelernt, meine Fantasie wieder zuzulassen und sie in die Welt zu tragen. Mit meinen Büchern, meinen Podcasts und meinen Projekten möchte ich anderen zeigen, dass es möglich ist, trotz aller Herausforderungen ein erfülltes Leben zu führen.

Das Leben ist nicht immer leicht, aber es lohnt sich, die Arbeit zu investieren. Es braucht Mut, Ausdauer und vor allem Selbstliebe. Doch wenn du bereit bist, diesen Weg zu gehen, kannst du ein Leben führen, das nicht nur authentisch ist, sondern auch glücklich macht – für dich selbst und für die Menschen um dich herum.

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Ein sehr schöner Beitrag. Ich kenne das Gefühl an seiner Rolle zu zerbrechen, leider sehr gut. Und wenn man dann seinen Weg geht - der längst nötig war - zerbricht es oft noch einmal. Familiäre Beziehungen werden in Frage gestellt, Freunde wenden sich ab. Denn die Person, die man jahrelang schien, ist plötzlich nicht mehr da.


Ich wünsche dir viel Erfolg beim Suchen und Finden. Und beim einfach Sein.

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