top of page

Mobbing im Netz

Meine Geschichte und Fragen an uns alle


ree


Ich schreibe diesen Text aus einem aktuellem und persönlichen Antrieb heraus.

Als jemand, der die Dynamiken des Mobbings nicht nur aus der Perspektive eines Opfers kennt, sondern auch als Mittäter. Heute fällt es mir leicht, das zuzugeben, genau diese Ehrlichkeit braucht es, um ein Gespräch über dieses Thema zu führen. Warum fällt es mir leicht? Ich habe mich mit mir, dem Thema und dem Verzeihen auseinandergesetzt.

Der Kampf um Anerkennung

Früher war ich jemand, der sich oft an die vermeintlich Stärkeren gehängt hat, um nicht selbst zur Zielscheibe zu werden. Dieses „Mitmachen“ war ein Schutzmechanismus, der mich ruhig schlafen lassen sollte. Aber das tat er nicht. Die Rolle, die ich spielte, fühlte sich falsch an, und je länger ich sie spielte, desto schwerer wurde sie. Am Ende wurde es sogar körperlich mit Panikattacken und körperlichen Schmerzen und dem Problem, nicht einmal mehr das Haus verlassen zu können.

Erst mit Mitte 30 begann ich zu verstehen, dass etwas grundlegend falsch lief. Aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich immer noch nicht genau, was. Es war ein langer Prozess, herauszufinden, wer ich bin – ein Prozess, der mich zehn Jahre gekostet hat. Ich musste alle Rollen ablegen, die ich gespielt hatte. Diese Rollen dienten einem Zweck: Anerkennung zu bekommen. Oder, wie ich damals dachte, zu überleben.

Warum gibt es diese Rollen?

Ich glaube, sie entstehen aus unserer Gesellschaft heraus – aus ihren Normen, Regeln und Erwartungen. Schon in der Schule habe ich bemerkt, wie sehr wir alle nach einer Art „Bedienungsanleitung“ für das Leben suchen. Ich wollte immer den Schwächeren helfen, und oft wurde ich dafür von Lehrern bestraft. Es war schwer, die Ungerechtigkeit zu ertragen. Doch diese Erfahrungen haben mich geprägt. Ich habe nach Strafen die Seite gewechselt und wollte selbst nicht gemobbt werden.

Heute sehe ich klarer: Unsere Gesellschaft ist gespalten, und viele Menschen haben einen begrenzten Horizont. Sie handeln aus Angst, Unwissenheit oder einem Gefühl der Machtlosigkeit. Und genau diese Gefühle spiegeln sich auch im Internet wider. Durch das Verbreiten dieser Mobbingnachrichten könne sie dazu gehören und es gibt ihnen ein Machtgefühl oder wenigstens eine kurze Aufmerksamkeit.

Mobbing im Netz

Das Internet ist ein Raum, der Menschen zusammenbringen sollte, aber zu oft trennt es uns. Zusammen mit Meikemeikchen, die eine spannende Studie erstellt hat, haben wir uns mit dem Thema Mobbing im Netz auseinandergesetzt. Sie hat absichtlich provoziert, um entsprechende Nachrichten und Kommentare zu erhalten. Die Ergebnisse waren erschreckend, aber auch aufschlussreich.

Morgen, am Samstag, den 21. Juni 2025, gehen wir um 20 Uhr auf Instagram live, um darüber zu sprechen. Wir haben uns auch eine besondere Gästin eingeladen: Leo, ein Model, das oft Ziel von Online-Mobbing ist. Sie wird mit uns darüber sprechen, wie sich diese Angriffe auf sie auswirken und wie sie damit umgeht.

Warum sind Menschen so?

Diese Frage stellt sich immer wieder: Was bringt Menschen dazu, andere zu mobben? Geht es um Macht? Um Ablenkung von den eigenen Unsicherheiten? Oder um das Gefühl, dazuzugehören? Und noch wichtiger: Was können wir dagegen tun?

Brauchen wir Regulierungen oder gar Verbote? Diese Fragen sind komplex und lassen sich nicht leicht beantworten. Doch wir müssen sie stellen und gemeinsam nach Lösungen suchen.

Ein Appell an die Menschlichkeit

Ich glaube, es beginnt bei uns selbst. Wir müssen lernen, uns zu hinterfragen und ehrlich zu uns zu sein. Wir müssen lernen, unsere Rollen abzulegen und uns gegenseitig zu akzeptieren. Denn niemand hat uns eine Bedienungsanleitung für dieses Leben gegeben.

Herzlichst

Maurice Ghaedi Bardehei

Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen
bottom of page